Keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall?

Angriff auf die Lohnfortzahlung: Sollen Beschäftigte für Krankheit bestraft werden?

Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist eine hart erkämpfte Errungenschaft der Gewerkschaften und ein fundamentaler Bestandteil des deutschen Sozialstaats. Doch nun steht sie zur Debatte: Allianz-Chef Oliver Bäte hat vorgeschlagen, die Bezahlung am ersten Krankheitstag zu streichen.

Die Begründung? Die Krankenstände seien zu hoch. Doch dabei wird ignoriert, dass viele Beschäftigte überlastet sind, weil in Unternehmen zunehmend Personal fehlt. Wer soll die Arbeit übernehmen, wenn immer mehr Stellen gestrichen werden?

Gesund zur Arbeit? Die Realität sieht anders aus!

Arbeiten, obwohl man krank ist? Jeder zweite Beschäftigte geht trotz Krankheit zur Arbeit, wie aktuelle Studien zeigen. Oft aus Angst vor beruflichen Nachteilen oder weil der Druck zu hoch ist.

Doch wer krank zur Arbeit geht, steckt Kolleginnen und Kollegen an und riskiert schwerere Krankheitsverläufe. Das verschärft das Problem, anstatt es zu lösen!

Hohe Arbeitsbelastung macht Beschäftigte krank

Ein zentrales Problem bleibt oft unerwähnt: Viele Arbeitnehmer werden erst durch ihre hohe Arbeitsbelastung krank!

Personalmangel führt dazu, dass immer weniger Beschäftigte immer mehr leisten müssen. Die Folgen sind lange Arbeitszeiten, fehlende Erholungsphasen und steigender Stress. Dauerbelastung schwächt das Immunsystem und erhöht das Risiko für psychische und körperliche Erkrankungen.

Wenn Arbeitgeber immer höhere Leistung verlangen, ohne für ausreichend Personal und gesunde Arbeitsbedingungen zu sorgen, dann ist es nicht überraschend, dass die Krankenstände steigen. Das eigentliche Problem ist also nicht die Lohnfortzahlung, sondern eine Arbeitswelt, die Menschen krank macht.

Die Wahrheit über „Karenztage“

In Ländern mit sogenannten Karenztagen – also ohne Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag – zeigt sich ein klares Bild: Beschäftigte schleppen sich krank zur Arbeit, um keine Einkommenseinbußen zu erleiden. Die Folge sind mehr Infektionen, längere Krankheitsverläufe und eine sinkende Produktivität.

Auch Unternehmen profitieren langfristig nicht von solchen Maßnahmen. Krank arbeitende Beschäftigte sind weniger leistungsfähig, machen mehr Fehler und fallen letztlich länger aus. Statt Beschäftigte unter Druck zu setzen, sollten faire Arbeitsbedingungen geschaffen werden.

Gesunde Arbeitsbedingungen statt Bestrafung

Statt Arbeitnehmer für Krankheit zu bestrafen, sollten Unternehmen in gute Arbeitsbedingungen und Gesundheitsförderung investieren. Denn das Betriebsklima, der Umgang mit Stress und eine wertschätzende Führungskultur haben direkten Einfluss auf die Gesundheit der Beschäftigten.

Gute Arbeitsbedingungen senken nicht nur die Krankenstände, sondern steigern auch die Produktivität und Motivation. Dazu gehören faire Arbeitszeiten, ausreichende Erholungsphasen und eine Unternehmenskultur, die nicht Druck, sondern Wertschätzung in den Mittelpunkt stellt.

Psychische Gesundheit darf dabei nicht vernachlässigt werden. Dauerstress, Arbeitsverdichtung und fehlende Anerkennung sind zentrale Ursachen für Burnout und andere Erkrankungen. Unternehmen, die auf gesunde Führung und eine gute Work-Life-Balance setzen, profitieren von motivierten und gesunden Beschäftigten.

Statt an der Lohnfortzahlung zu sparen, wäre es sinnvoller, in betriebliche Gesundheitsprogramme, ergonomische Arbeitsplätze und eine ausgewogene Personalplanung zu investieren. Prävention ist der beste Weg, um hohe Krankenstände zu reduzieren.

Fazit: Keine Rückschritte beim Arbeitnehmerschutz!

Die Lohnfortzahlung ist keine „Belastung“, sondern eine sozialstaatliche Errungenschaft, die geschützt werden muss. Beschäftigte verdienen Sicherheit – gerade in Zeiten hoher Belastung und zunehmender Arbeitsverdichtung.

Die Politik lehnt eine Änderung aktuell ab, doch die Debatte bleibt brisant. Jetzt ist es wichtiger denn je, sich für faire Arbeitsbedingungen und den Schutz von Arbeitnehmerrechten einzusetzen.

Mehr erfahren? In unserem Seminar „Krankheitsbedingte Fehlzeiten und Kündigung“ klären wir über Rechte und Schutzmechanismen auf.

 

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